Über eine Wahl, die keine war
„Regierungstrommler“ Wrabetz als ORF-Chef wiedergewählt
Die Wiederwahl des ORF-Generalintendanten für eine zweite Amtsperiode verdeutlichte vor allem eines: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird unter dem rot-schwarzen Machtkartell vor allem als „Verlautbarungsorgan“ und „Belangssendungsanstalt“ positioniert.
Alexander Wrabetz ist Mitte August erwartungsgemäß als ORF-General bestätigt worden. Beim Wahlgang erhielt der SPÖ-nahe Generalintendant 29 von 35 Stimmen im für die Wahl zuständigen Gremium, dem ORF-Stiftungsrat. Damit gelang Wrabetz eine Wiederwahl als Chef Österreichs größter „Meinungsorgel“. Ein Erfolg der bisher nur „Tiger“ und Medienzampano Gerd Bacher beschieden war.
Aber was Bacher, dieser ausgewiesene „Medien-Tiger“ (der ebenso legendäre „Presse-Karikaturist“ Gustav Peichl alias „Ironimus“ hatte in den späten 60er Jahren diesen Spitznamen für Bacher erfunden), der es im Nachkriegsösterreich vom Volontär der „Salzburger Volkszeitung“ zum Chefredakteur der Boulevardzeitung „Express“ gebracht hatte, einst zum österreichweit angesehenen Medien-Macher gemacht hatte, war sein „tigerhafter“ Kampf gegen den unseligen Proporz im öffentlich rechtlichen Rundfunk. Beinah fünf Jahrzehnte später haben sich die Begleitumstände der Wahl des ORF Generalintendanten komplett ins Gegenteil verkehrt.
Im Jahre 2011 verdankt Wrabetz seine Wiederwahl einer beispiellosen Proporz-Packelei von Rot-Schwarz unter Federführung der roten Reichshälfte und ihrer willfährigen Vollstrecker im Stiftungsrat. Allen voran der 24jährige Niko Pelinka, der in diesem zarten Mannesalter bereits die Karriere als Pressesprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied hinter sich hat und nunmehr als Mitarbeiter der Abteilung für „Public Affairs“ der ÖBB tätig ist. Roter Jungadel gleichsam und für den SP-Kanzler Faymann ein treuer Knappe im Machtgefüge des ORF.
Wie sehr die Regierungsparteien den ORF inhaltlich bestimmen, zeigt ein Blick auf die Daten und Statistiken der „Media-Watch“. Das Innsbrucker Medienbeobachtungs-Institut erstellt regelmäßig die „Top-Rankings“ der meist genannten Politikerinnen und Politiker in der österreichischen Medienlandschaft. Besonders „einseitig“ zeigt sich hierbei die ORF Statistik. Als Person in der “ZiB 1” weitaus am längsten am Wort kam SP-Kanzler Werner Faymann. Dahinter mit Spindelegger beginnend die rot-schwarze Regierungsmannschaft. Als Partei freilich hatte die ÖVP die Nase vorn. Gute 47 Prozent der Redezeit der Parteien in der „ZiB 1“ war für die ÖVP reserviert, die SPÖ kam „nur“ auf 37 Prozent. Summa Summarum erweist sich der ORF als das Verlautbarungsorgan der SPÖ-ÖVP-Regierung. Zu den Hauptnachrichtenzeiten liegt die Berichterstattung über SP/VP jenseits der 80 Prozent. Kein Wunder, daß der ORF sich regelmäßig den Vorwurf als Regierungstrommel instrumentalisiert und geführt zu werden, gefallen lassen muß.
Wer bei all den parteipolitischen Ränken und Grabenkämpfen rund um die Wiederwahl von Wrabetz noch immer an die „Unabhängigkeit“ glauben mag, dem sei das heißeste Gerücht vom Küniglberg verraten. Eben jener Niko Pelinka der nach seiner erfolgreichen Regie für den öffentlich-rechtlichen Medienthriller „Wrabetz II“ so glücklich in die Kamera grinsen durfte, wird nunmehr bereits als „Komminkationschef des alten und neuen Generaldirektors gehandelt. Für Österreichs öffentlichen „Rotfunk“ wohl die Traumpaarung. Ernst Brandl