Süd-Tirol: Aufweichung des Artikels 19 hat begonnen
Von Andreas Raffeiner
Die Aufweichung des mehr als heiklen Artikels 19 des Südtiroler Autonomiestatuts wurde eingeleitet, die zweisprachigen Schulstrukturen in Südtirol für die deutsche Volksgruppe haben begonnen. Somit wird ein wesentlicher Pfeiler des Minderheitenschutzes in Südtirol dem Erdboden gleichgemacht.
Dieser Fall ist ein großer Schritt in Richtung gemischtsprachiger Unterricht, der parallel dazu eine Bankrotterklärung der deutschen Schule ist. Und wer sich mit jungen Menschen unterhält, merkt tagein tagaus, daß diese in der eigenen Muttersprache keineswegs sicher sind. Der Wortschatz vieler Schulabgänger ist bedenklich klein, es würden immer wieder Anglizismen und Italianismen zur Bereicherung der eigenen Sprache hergenommen. Die Fähigkeit, sich in der deutschen Schriftsprache fehlerfrei auszudrücken und fließend zu sprechen, ist ebenfalls kaum vorhanden.
Nun werden Schulfächer in einer Fremdsprache zusätzlich zu den Fächern Italienisch und Englisch unterrichtet. Die Stunden dafür gehen auf Kosten der deutschen Muttersprache. Um einer völligen Aufweichung des Artikels 19 entgegenzuwirken, soll man den Versuch schon im Anfangsstadium eine Absage erteilen. Das „Abschiedsgeschenk“ der Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter-Mur ist ein Armutszeugnis für die deutsche Volksgruppe. Mehr noch: unter dieser Hypothek werden noch viele daran zu knabbern haben, zumal das denkbar gute Abschneiden bei der PISA-Studie Makulatur wird.
Aber das scheint keinen mehr zu interessieren. Abschließend können die weisen Worte von Konfuzius eingebracht werden, sicher aber nur als Denkanstoß: „Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, daß die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.“