Singende „Hasen“ in Metzenseifen
Kindersprachlager 2011
von Gerhild Haesner
Nachdem sich im vergangenen Jahr ein paar tapfere junge Männer in das „Abenteuer Sprachlager“ gestürzt hatten, gelang es der bewährten Leiterin Ute Friedrich, für diesmal eine stark besetzte Betreuermannschaft aus je vier Herren und Damen zusammenzutrommeln. So konnte man sicher sein, daß für jeden die passende Aufgabe und für alle Kinder das richtige Angebot dabei sein werde.
Da mehrere Neulinge darunter waren, sahen sich die Betreuer gezwungen, sich zuerst gegenseitig ein wenig und auch das ganze Metzenseifener Drumherum, die Menschen und Möglichkeiten des Ortes, die mantakische Sprache und Kultur sowie die Gegebenheiten des Kinderlagers zu „beschnuppern“.
Viele interessante, positive neue Eindrücke entstanden in der einen Woche unseres Dortseins: Wir wohnten dem deutschen Gottesdienst am Sonntag bei, wobei sich sogleich Gelegenheit bot, alte Bekannte zu begrüßen bzw. neue zu gewinnen. Uns Neulinge beeindruckte vor allem die echte Herzlichkeit, mit der wir von uns noch wildfremden Menschen willkommengeheißen wurden. Dies vermittelte uns sofort, welchen Stellenwert für die Metzenseifener zum einen der Kontakt zu anderen Deutschen, zum anderen das alljährliche Kindersprachlager haben.
Die „wildfremden“ Menschen blieben allerdings nicht lange fremd; denn in der darauffolgenden Woche unterstützte uns täglich Wilma Bröstl in ihrer resoluten Art bei der Arbeit mit den Kindern, unsere beiden Küchenfeen verwöhnten uns reichlich mit leckerstem Essen, und einige Herren statteten dem Haus des Karpatendeutschen Vereins, in dem die Veranstaltung stattfand, regelmäßige Besuche ab, um sich von dem guten Verlauf des Lagers zu überzeugen.
Letzteres kann wohl auch guten Gewissens formuliert werden, denn dank all der tatkräftigen finanziellen wie organisatorischen Unterstützung, die uns von unterschiedlichen Seiten (ÖLM!) zuteil wurde, dank auch der inhaltlichen Vorbereitung durch Ute Friedrich – und vielleicht auch durch ein wenig Glück, das man eben auch einmal haben kann – verlief das Kinderlager durchgehend in guter Stimmung ohne nennenswerte pädagogische Schwierigkeiten, und so konnten wir am Freitagabend unserer Gästeschar, unter der sich diesmal auch eine größere Reisegruppe sudetendeutscher Lehrer und Erzieher befand, stolz das Ergebnis unserer Arbeit präsentieren.
In der Tat war es uns gelungen, das beinahe Unmögliche zu schaffen: Den „Sängerkrieg der Heidehasen“, ein umfangreiches Theaterstück von James Krüss mit Chor- und Sologesangseinlagen in Begleitung unterschiedlicher Musikinstrumente, hatten wir in nur fünf Tagen so weit einstudiert, daß wir es wagen konnten, uns damit unserem Publikum zu zeigen. Natürlich hatte das für manche Beteiligte harte Arbeit bedeutet, insbesondere für die Kinder mit größeren Sprechrollen, die zu Hause ihre Texte lernen, sowie die Einzelsänger, die nachmittags zur „Korrepetition“ erscheinen mußten, während die anderen beim Fußball herumtollen, Brettspiele machen oder an der Bastel-AG, in der Requisiten und andere schöne Dinge entstanden, teilnehmen durften.
Auch für uns, die wir dies von den Kindern forderten, bleibt es im nachhinein noch erstaunlich, welche Leistungen manche jungen Teilnehmer im Alter bis zu dreizehn Jahren hier erbrachten. Mit welchem überzeugenden Ausdruck und welcher Spielfreude wurde da geschauspielert und wie andächtig gesungen! Es wird uns unvergessen bleiben.
Natürlich wurde in diesen Tagen nicht nur gepaukt, auch Spaß, Bewegung und Gemeinschaft stellten einen Großteil des Angebotes dar, doch stets unter dem Aspekt, ein Stück deutsche Sprache und Kultur näherzubringen. So wurden schon beim allmorgendlichen Frühsport Spiele, in denen einfache sprachliche Formeln in immerwiederkehrender Form angewendet werden mußten, durchgeführt wie z.B. „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ oder „Komm mit, lauf weg!“. Beim anschließenden gemeinsamen Singen wurden unter anderen Volkslieder, speziell auch das heimische Lied von den Hammerschmieden, geübt, und in der Tanz-AG erlernten schon die Sechs- und Siebenjährigen mittels verschiedener Tanzlieder ein wenig Grundwortschatz, der die Arbeit in den Deutschunterrichtseinheiten ergänzte.
Wenngleich uns Betreuern während dieser Tage wenig Zeit zum Verschnaufen blieb neben den Vorbereitungen des jeweils nächsten Tages und der Aufführung, die uns manchmal bis Mitternacht auf den Beinen hielten, so bleibt doch das Erlebnis in bester Erinnerung, bedenkt man vor allem die Freude der Kinder und ihren Lernfortschritt sowie die Einbettung in ein großes Ganzes aus Herzlichkeit und fürsorgender Unterstützung, die den Erfolg einer solchen Veranstaltung sehr erleichtern. Gewissermaßen als Belohnung lud uns Peter Sorger, Metzenseifener Vorsitzender des Karpatendeutschen Vereins, im Anschluß noch zu einer eintägigen Besichtigungsrundreise durch die Zips ein, die das zuvor gewonnene Bild vom Leben und Wirken der deutschen Volksgruppe vielfältig ergänzte.
Wir „Neulinge“ planen schon die Wiederkehr im nächsten Jahr! So sei allen gedankt, die dies immer wieder möglich machen.