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Deutsche auf fremden Thronen

£9,30




Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, waren die meisten damals in Europa bestehenden Staaten erbliche Monarchien. Ausnahmen bildeten lediglich die Schweizerische Eidgenossenschaft (seit 1291 bestehend, 1848 verfassungsmäßig tiefgreifend umgestaltet), die Französische Republik (seit 1870), die Portugiesische Republik (erst seit 1910) und zwei Zwergstaaten (das französisch-spanische Kondominium Andorra und die Republik San Marino). Die Mehrzahl der Monarchen Europas waren deutscher Herkunft im Mannesstamm, in andere Dynastien hatten Prinzessinnen deutscher Abstammung eingeheiratet: Wobei die Habsburger, seit 1500 jene des österreichischen Zweiges der Großfamilie, sowohl nach Abstammung wie auch nach ihrer „Erstsprache“, durchaus als Deutsche gelten konnten und sich in einigen Fällen ausdrücklich dazu bekannten – Maria Theresia, Joseph II., Erzherzog Johann und Franz Joseph sind hier zu nennen. Fälle der Verschwägerung mit deutschen regierenden Familien fanden sich bei spanischen Bourbonen, im bescheidenem Umfang bei den italienischen Savoyern und bei dem von einem in der Französischen Revolution aufgestiegenen Marschall begründeten schwedischen Haus Bernadotte. Nur die Herrscherfamilien in Serbien (Fürstentum seit 1817, Königreich 1882) und Montenegro (international als Fürstentum 1878 anerkannt, Königreich 1910) wiesen gar keine solchen Verbindungen auf.

Die deutsche Abkunft oder Versippung europäischer Fürstenhäuser war in der Geschichte Europas von beträchtlicher Bedeutung, in der Vorgeschichte des Großen Krieges spielte sie offenbar eine größere Rolle, als gemeinhin gesehen wird. Das vorliegende Büchlein zeigt anhand von Generationenreihen, daß die europäischen Herrscherhäuser sich seit dem Ausgang des Mittelalters immer stärker mit deutschen Fürstenfamilien versippten (wenn man nicht schon von der Heirat Kaiser Ottos II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu im Jahre 972 ausgehen will). Diese (oft zu) enge familiäre Verbindung zwischen herrschenden Familien übertrug familiäre Dissonanzen, wie sie etwa zwischen dem britischen König Eduard VII. und Kaiser Wilhelm II., die über ihre Mütter Onkel und Neffe waren, bestanden haben, auf die Ebene der hohen Politik. In der im Zeitalter des Imperialismus zunehmend nationalistisch aufgeheizten Gesamtstimmung Europas waren die deutschen Herrscher jedoch bei fremden Völkern oft dem Verdacht der nationalen Illoyalität ausgesetzt, was sie durch deutliche Bekundungen von Deutschfeindlichkeit überkompensierten (König-Eduard-Effekt). Dies trug vermutlich sowohl zum ursprünglichen Ausbruch des Weltkrieges bei wie auch zum Kriegseintritt Rumäniens 1916. Für die heutige Zeit können hieran zwei weitere und zukunftsweisende Überlegungen geknüpft werden:

Das europäische Erbrecht in Bezug auf die Herrschaftsnachfolge ist eine weltgeschichtliche Einzigartigkeit, die als Ausgangsfaktum für die Entstehung eines sich heute anscheinend bildenden europäischen Rechtsraums gesehen werden kann. Die im Laufe der Neuzeit zunehmende Versippung europäischer Herrscherhäuser mit deutschen bedeutete auch die Verknüpfung beinahe aller europäischen Fürstenfamilien untereinander, die sich im Hofadel „nach unten hin“ fortsetzte. Hierdurch bildete sich eine übernationale Schicht von eher europäisch als national denkenden und fühlenden Personen. Diese Gemeinsamkeit ging spätestens 1914 zu Bruch, gab jedoch das Vorbild ab für eine sich im Zeichen der europäischen Integration neu bildende Führungsschicht und erstellte damit einen Parameter für europäische Gemeinsamkeiten und die Identität unseres Kontinents.

Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, endet der Inhalt dieses Büchleins mit dem November 1918. Denn danach gab es im deutschsprachigen Mitteleuropa keine im monarchischen Sinne regierenden Herrscherfamilien mehr, von den Großherzögen in Luxemburg und den Fürsten von Liechtenstein abgesehen, die sich sogar bis ins 21. Jahrhundert herein erhalten haben. Das Buch verweist auch auf die Bluterprobleme als Folgen der Inzucht, nennt „den Großen Titel“ der Österreichischen Kaiser (der bis zum „König von Jerusalem“ reichte) und führt die sieben deutschen Kirchenfürsten auf dem Papstthron (bis Benedikt XVI.) auf.

Viele Bilder, 120 Seiten, €uro 9,30 ISBN 978-3-902350-52-7; Eckartschriften-Verlag

Österreichische Landsmannschaft,
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