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Keine Bildung ohne Leistung!

Von Walter Rosenkranz

ClassroomNetzBildung betrifft uns alle! Damit ist nicht gemeint, daß sich manchmal Bürger aufgrund ihrer eigenen Schullaufbahn für Bildungsexperten halten. Es dürfte aber den meisten Österreichern klar sein, daß von einer hochkarätigen Ausbildung unserer Jugend die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts und damit auch der Wohlstand unseres Landes abhängt. „Bildung ist unsere einzige Ressource”, lautet eine oft wiederholte Devise unserer Tage. Nur gut ausgebildete junge Menschen können in unserer postindustriellen Gesellschaft als Arbeitskräfte eingesetzt werden.

Schwer vorstellbar ist für viele, was es zu bedeuten hat, wenn 128 Millionen Euro im Bildungsressort 2014/15 eingespart werden sollen. Der Betrag ist zu enorm, als daß sich viele darunter etwas vorstellen können. Viel greifbarer ist hingegen täglich für viele Österreicher die Bildungsmisere in ihrem eigenen, beruflichen Umfeld. Lehrherren und Ausbildungsbetriebe beklagen nämlich regelmäßig, daß viele Junge nicht einmal die Grundrechnungsarten ordentlich beherrschten oder sinnerfassend lesen könnten. Vertreter der Wirtschaft fordern daher massive Verbesserungen des Bildungssystems. Umso erstaunlicher ist es andererseits, wenn Organisationen wie die Wirtschaftskammer und die Industriellenvereinigung trotz der ihrerseits erkannten Mängel bildungspolitisch eine völlig konträre Schiene fahren. So ist eine Verbesserung des Ausbildungsniveaus an unseren Schulen nicht möglich, ohne daß in den Schulen der Leistungsgedanke neu – und positiver als bisher – bewertet wird. Das Konzept der Neuen Mittelschule (NMS) widerspricht dem – und dennoch treten auch WK und IV massiv dafür ein!

„Kein Kind darf zurückbleiben”, lautet eine Forderung aus dem Bildungsbereich. Jeder Politiker würde diesen Satz unterschreiben. Natürlich soll jedes Kind die gleichen Chancen haben! Von einer Chancengleichheit kann allerdings nicht mehr gesprochen werden, wenn etwa Talente in den Klassen verkümmern, weil sie nicht ausreichend gefördert werden. Mittelmaß kann nicht das Ziel sein! Was wurde nicht die NMS – Liebkind sozialistischer Bildungspolitik – in den Himmel gelobt! Zwei Lehrer pro NMS-Klasse in den Hauptfächern, davon einer Gymnasiallehrer, interne Differenzierung etc. lauteten Schlagwörter, mit denen viele Eltern geködert wurden. Übriggeblieben ist davon nicht viel: Das „Team teaching” konnte aus Lehrermangel nicht wie geplant erfolgen. Wo es stattfand, waren zumeist beide Lehrer aus der Hauptschule und AHS-Lehrer eher die Exoten. Und die interne Differenzierung? Hier versuchten linke Bildungspolitiker überhaupt den Spagat: So sollten nach ihren Vorstellungen in der NMS einerseits alle 10- bis 14-jährigen Kinder, von der Sonderschule bis zur AHS, in einem Schultyp vereint sein. Andererseits wurden mittels interner Differenzierung erst recht Unterschiede gemacht , und das Ganze blieb trotzdem auf einem niedrigeren Niveau als in den AHS. Und auf einem niedrigeren Niveau als in der Hauptschule! Vergleichsstudien zufolge schnitten nämlich Schüler der NMS schlechter ab als Schüler an AHS und sogar schlechter als Hauptschüler. Befürchtungen von Skeptikern, die NMS werde ein weiterer Schritt bei der Nivellierung des Bildungsniveaus nach unten sein, hatten sich somit bestätigt.

Die Konsequenz, die im Unterrichtsministerium daraus gezogen wurde, war nicht das Hinterfragen des neuen Schultyps NMS, der so viel versprach und so wenig hielt. Konsequenz war, daß Studien wie PISA in Österreich vorläufig nicht mehr durchgeführt werden. Zu unangenehm waren dem Ministerium die letzten Ergebnisse. Kein Wunder, wurde die NMS doch auch ohne ausreichende Evaluation von einem Schulversuch zur Regelschule gemacht – ein Umstand, der von Teilen der Opposition seit langem kritisiert und inzwischen auch vom Rechnungshof bestätigt worden ist. Wofür Manager, die tatsächlich in der Privatwirtschaft arbeiten, den Hut nehmen müßten, wurde Unterrichtsministerin Claudia Schmied als Bildungsreformerin hochgejubelt. Dem Scherbenhaufen im österreichischen Bildungssystem, den Schmied bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt hinterlassen hat, werden aber noch lange Aufräumarbeiten folgen müssen.

Die Bildungspolitik gehört – gemeinsam mit der Kultur- und Medienpolitik – zu den letzten Politfeldern, die auch heute noch ideologisch heiß umfehdet und wild umstritten sind. Hierbei handelt es sich leider auch um ein Grundübel der heimischen Bildungspolitik: Vielfach geht es nicht um die Umsetzung der besten Konzepte, sondern von parteipolitisch zum Non-Plus-Ultra erhobenen Ideen, die ohne wissenschaftliche Fundierung einfach durchgedrückt werden sollen. Auch dafür ist die NMS ein deutliches Beispiel. Geplant als sog. „integrative” Gesamtschule aller 10- bis 14-jährigen, dürfte es nach den Vorstellungen linker Bildungspolitik parallel keine anderen Schultypen mehr geben. Weil die radikale Abschaffung der AHS-Unterstufe aber selbst der SPÖ zu brisant ist, werden die Gymnasien einfach subtiler demontiert, indem man sie finanziell aushungert, die ohnehin bereits überschrittenen Klassenschülerhöchstzahlen weiter erhöht usw.. Unnötig zu sagen, daß viele der linken Vorstreiter einer Gesamtschule ihren eigenen Nachwuchs in teure Eliteschulen anstatt in öffentliche Schulen schicken…

Die Gesamtschulrealität sieht indessen ganz anders aus: Die bereits seit Jahren bestehende Wiener „Kooperative Mittelschule” (KMS), ein Gesamtschultyp, der eben nicht „integrativ” ist, sondern „kooperativ”, also neben sich auch noch andere Schultypen zuläßt, ist schon vor der Einführung der NMS grandios gescheitert. Auch hier ergaben Vergleichsstudien, daß Schüler der KMS bei weitem schlechter abschnitten als solche derselben Alterskohorte in den Hauptschulen oder gar AHS. Die Schuld dafür wurde allein dem Umstand, daß eben die KMS nicht er einzige Schultyp für die Alterskohorte der 10- bis 14-jährigen sei, zugeschoben. Das Erfolgsgeheimnis von PISA-Siegern wie Finnland ist davon abgesehen aber nicht die Gesamtschule, sondern vor allem ein besseres Betreuungsverhältnis bei den Lehrern, welche durch mehr Unterstützungspersonal von administrativen Tätigkeiten freigespielt sind. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist es die Person des Lehrers, die für den Bildungserfolg am wichtigsten ist. Eine moderne Ausbildung, bei der nur die Besten und Fähigsten Lehrer werden, gepaart mit einer entideologisierten Schule und dem Zulassen eines Leistungsdenkens, ist daher das Um und Auf für ein reformiertes Schulwesen. Ohne sie wird es nicht gehen.

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