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„Holger, der Kampf geht weiter“ *

Vor 75 Jahren wurde Rudi Dutschke geboren

Von Thomas Hüttner

wikimedia.orgAm 7. März 1940 wurde Alfred Willi Rudi Dutschke in Schönefeld bei Luckenwalde als vierter Sohn eines Postbeamten geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Dutschke in der SBZ, der späteren „DDR“.

In Luckenwalde engagierte er sich in der evangelischen Jungen Gemeinde. Als Zehnkämpfer wollte er Sportjournalist werden, was Dutschke dazu bewog, in die FDJ (Freie Deutsche Jugend) einzutreten und damit seinem Berufswunsch näher zu kommen. Als im selben Jahr (1956) in Ungarn der Volksaufstand stattfand, begann die Politisierung Dutschkes. 1957 trat er öffentlich gegen die Militarisierung der „DDR“-Gesellschaft und für die Reisefreiheit ein und verweigerte den Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA). Nach seinem Abitur 1958 und ein zweites Mal nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann verweigerten ihm die „DDR“-Behörden seinen Wunsch, Sportjournalistik zu studieren.

Dutschke begann nun, zwischen den beiden Berlins zu pendeln, da er an einer Oberschule in Tempelhof sein Abitur nachholte – daß „DDR“-Abitur war als Hochschulreife in der BRD nicht anerkannt. Als am 13. August 1961 Ulbrich die Mauer errichten ließ, beantragte Dutschke ein Notaufnahmeverfahren, um als politischer Flüchtling in der BRD aufgenommen zu werden. Danach begann er an der FU Berlin, Soziologie, Ethnologie, Philosophie und Geschichtswissenschaft zu studieren.

In dieser Zeit setzte er sich mit den Werken Heideggers, Sartres, Marx´, Lukács’ und Blochs sowie den kritischen Theorien der Frankfurter Schule (Adorno, Horkheimer, Marcuse) auseinander.

Aktivistenzeit

1962 gründete er mit Bernd Rabehl einen Berliner Ableger der Münchner „Subversiven Aktion“, und gab Zeitschriften heraus.

Ab 1966 organisierte Dutschke mit dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) zahlreiche Demonstrationen für Hochschulreformen. Er heiratete die US-Amerikanerin Gretchen Klotz, mit der er drei Kinder haben sollte.

Nachdem sich 1966 die große Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger gebildet hatte und 1967 der Student Benno Ohnesorg durch einen Polizisten getötet worden war, trat Dutschke immer häufiger in der Öffentlichkeit auf. Bei der Abrüstungskampagne und bei Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze sowie den Vietnamkrieg erwies er sich als hervorragender Rhetoriker.

Die schwache Parlamentsopposition führte zur Gründung der „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO) durch Studenten, „Intellektuelle“ und Künstler. Die APO engagierte sich in innen- und außenpolitischen Fragen und verstand sich als Gegengewicht zu den zahlenmäßig weit überlegenen Regierungsparteien (SPD/CDU/CSU). Dutschke, der geistige Anführer der APO, sah in aufsehenerregenden „Happenings“ die einzige Möglichkeit, etwas an der politischen Lage zu verändern: „Ohne Provokation werden wir überhaupt nicht wahrgenommen.“

Man mußte auffallen: Sitzblockaden, sogenannte Sit-ins, Demonstrationsmärsche und Sprechchöre schienen die geeigneten Mittel dazu zu sein. Demonstrationsparolen wie „USA aus Vietnam raus!” oder „Ho, Ho, Ho Chi Min!” stehen noch heute symbolisch für die 1968er-Bewegung.

Dem „Establishment“, den Autoritäten in Schule, Universität oder Elternhaus wurde der Kampf angesagt. „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“ – mit dieser Parole wollte man die „NS-Vergangenheit“ vieler Professoren an bundesdeutschen Universitäten anprangern.

Am 11. April 1968 schoß der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann Dutschke zweimal in den Kopf und einmal in die Schulter. Trotz der lebensgefährlichen Verletzungen überlebte Dutschke knapp nach einer mehrstündigen Operation. 2009 wurden Unterlagen der Stasi und der West-Berliner Polizei öffentlich, die einen rechtsextremen Hintergrund Bachmanns vermuten lassen. Bachmann wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt und beging Anfang 1970 Selbstmord.

Dutschke eignete sich Sprache und Gedächtnis in monatelanger Sprachtherapie mühsam wieder an. Zur Genesung hielt er sich ab 1969 in der Schweiz, Italien und Großbritannien auf. Nach vorübergehender Ausweisung von dort konnte er 1970 ein Studium an der Universität Cambridge beginnen. Nach dem Regierungswechsel 1970 wurde Dutschkes Aufenthaltserlaubnis jedoch aufgehoben. Daraufhin zog er nach Dänemark, wo ihn die Universität Aarhus als Soziologiedozenten anstellte.

1973 promovierte er in Berlin mit der Arbeit „Zur Differenz des asiatischen und westeuropäischen Weges zum Sozialismus“. Ein Jahr später veröffentlichte er eine populärwissenschaftliche Fassung seiner Dissertation über den Marxisten Lukács.

Am 24. Dezember 1979 starb Rudi Dutschke an den Spätfolgen des Attentates – er ertrank in seiner Badewanne bei einem epileptischen Anfall.

Rudi Dutschke, das kann man in den Aufsätzen „Die Linke und die nationale Frage“ nachlesen, dachte und fühlte national. Er stünde heute im Lager der demokratischen Rechten.

*Zitat von Dutschke auf der Beerdigung von Holger Meins am 18. November 1974 auf dem Friedhof Hamburg-Stellingen

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