von Hermann Behr

Ein deutscher Soldat bei estnischen Partisanen 1945 – 49

Winkelried-Verlag, 304 Seiten, € 20,50

Vergessene Freiheitskämpfer

Es ist ein Thema, über das wenig geschrieben wurde und das in deutschen Landen auch kaum bekannt ist: der Widerstand der baltischen Völker gegen den Sowjetkommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Zeit ist im kollektiven Gedächtnis der Balten heute noch sehr präsent. Im deutschsprachigen Raum ist jedoch relativ unbekannt, daß auch deutsche Soldaten mit den Balten lange nach Ende der Kriegshandlungen des Zweiten Weltkrieges, teilweise bis ins Jahr 1954 hinein, gegen die Sowjetbesatzung kämpften.

Es waren dies meist versprengte deutsche Soldaten oder Reste der Kurlandarmee, die 1945 nicht mehr über die Ostsee evakuiert werden konnten und sich nicht der Roten Armee ergeben hatten.

Der Winkelried-Verlag hat nun in einer Neuauflage die Erlebnisse eines entflohenen Kriegsgefangenen, der sich den estnischen Freiheitskämpfern anschloß, aus dem Jahre 1958 mit dem Titel „Die Waldbrüder” neu herausgebracht. Stilistisch bearbeitet wurde das Buch damals von Hermann Behr, der auch die Niederschrift der Erlebnisse vorgenommen hatte.

Packend schildert der ehemalige Wehrmachtssoldat, der anonym bleiben wollte und dessen Identität auch heute noch unbekannt ist, wie er mehrmals aus der russischen Kriegsgefangenschaft entflieht und sich später in den weiten Wäldern Estlands den „Waldbrüder” genannten estnischen Freiheits- und Untergrundkämpfern anschließt. Er schildert die Härten und Schwierigkeiten dieses Kampfes gegen die übermächtige Rote Armee, die mit brutalen Mitteln und mit zahlreichen Kollaborateuren das estnische Volk unterdrückte. Mit einigen ebenfalls entflohenen deutschen Kriegsgefangenen kämpfte der Autor den hoffnungslosen Kampf bis zu seiner endgültigen Gefangennahme und der Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft im Jahre 1955.

Fazit: Ein spannend und eindringlich geschildertes Nachkriegserlebnis wird in den Zeilen des unbekannten Autors nochmals lebendig. Vom Erzählstil, der Thematik und den eindringlichen Bildern ist das Werk am ehesten vergleichbar mit Ingo Peterssons „Die Waldwölfe”. Ein fesselnder Erlebnisbericht, dessen Kauf sich lohnt! Jan Ackermeier Bestellung