Der globale Wutbürger?
Die „Occupy Wall Street“-Bewegung als Entlastungsschnitt des Systems
Nun scheint es amtlich zu sein: Die Tage des Börsenkapitalismus sind gezählt, denn die einfachen Menschen gehen auf die Straße und wehren sich. Die Banker und Börserianer werden nervös und wandeln ihre menschenfeindliche Profiteinstellung, die Welt wird gut und gerecht. So oder so ähnlich läßt sich der Medientenor über die aus den USA stammende „Occupy Wall Street“-Bewegung („Erobert die Wall Street“) zusammenfassen. Doch was bewegt die Menschen, gegen den Finanzkapitalismus zunächst in Amerika und einige Monate später in vielen Ländern der Welt auf die Straße zu gehen? Wer steht hinter dieser Bewegung, und droht die Gefahr einer Vereinnahmung des Protestes?
Viele der Menschen, die sich den Protesten anschließen, haben mit Sicherheit berechtigte Zweifel am herrschenden Finanzsystem und wollen durch Aktionismus in gutem Glauben etwas gegen die Geldmächtigen tun. Verfolgt man jedoch Stellungnahmen und Interviews von Anführern und Protagonisten der „Occupy“-Bewegung, so gibt es berechtigte Zweifel des Beobachters, ob diese Menschen überhaupt wissen, wogegen sie demonstrieren und protestieren. Man kann zwar nicht verlangen, daß jeder, der dort auf die Straße geht und sein Zelt auf der Wall Street aufschlägt, zuvor erstmal unzählige Bücher über das Geldsystem lese, aber von Menschen, die für die Bewegung vor die Kameras treten und als Sprecher fungieren, darf man verlangen, daß sie sich besser informiert hätten.
Nützliche Idoten
Andererseits regt sich der Verdacht, daß es sich bei dieser Protestbewegung um die klassischen „nützlichen Idioten“ handele. Gehen die Globalisierer – und mit ihnen die Eurokraten – doch immer nach demselben Schema vor: Sie kreieren ein Problem, das sie medienwirksam in Szene setzen (in diesem Falle die Finanzkrise), sie kennen die Reaktionen der Masse (Angst, Verunsicherung, eventuell Protest) und bieten dann eine Lösung an, die ihnen von Anfang an vorschwebte. Die Ziele der Globalisten sind durch zahllose Bücher und Artikel mittlerweile jedem, der sich eingehend informieren will, zugänglich und werden hier nur kurz angerissen: globale politische Strukturen, der Mensch als grenzen- und bindungsloses Arbeitstier der globalen Wirtschaft und damit einhergehend eine zentrale Wirtschaftsplanung, Ausschaltung der Freiheits- und Eigentumsrechte, Aufhebung des Individuums sowie jeglicher Werte und Bindungen und viele andere für einen werte- und volksbewußten Menschen bedrohliche Entwicklungen stehen am Ende des Weges. Als Vorbild und Zwischenschritt können wir viele dieser Gefahren bereits in der real existierenden EU beobachten.
Links abgeschrieben?
Wendet sich die „Occupy“-Bewegung nun gegen die eben genannten Gefahren und nennt diese beim Namen? Weit gefehlt! Man fordert vor allem höhere Steuern und mehr Regulierung als Allheilmittel gegen Spekulanten und das Finanzkapital. Auf der bundesdeutschen Netzseite liest sich der Wunschkatalog der „Occupy“-Bewegung so, daß man auch annehmen könnte, er sei aus dem Parteiprogramm der Linkspartei abgeschrieben: „Einleitung einer sozial-ökologischen Transformation der europäischen Wirtschaft, Einführung einer Finanztransaktionssteuer, für ein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf tariflich entlohnte Arbeit“ und weitere Zwangsmaßnahmen gegenüber dem Bürger, den die Bewegung angeblich vertritt. Besonders mißtrauisch kann man werden, wenn man feststellt, daß Oberglobalisten, wie George Soros, vermutlich die Bewegung über Umwege finanzieren, die Marionette der Wall Street, Präsident Barack Obama, „Verständnis“ für die Proteste zeigt und Prediger der „neuen Weltordnung“ wie Ben Bernanke „Solidarität“ mit der „Occupy“-Bewegung zeigen.
Kein Wunder also, daß diese Bewegung nicht am Hauptproblem rüttelt: dem vom Staat garantierten Geldmonopol der Federal Reserve Bank oder der Europäischen Zentralbank,
die unablässig Geld aus dem Nichts erzeugen – vereinfacht dargestellt die wahre Ursache der Krise. Im Gegenteil, Anhänger von Ron Paul, der seit Jahrzehnten die Abschaffung dieses Kartells der Großbanken fordert, werden offen gemobbt und ausgegrenzt, wenn sie sich an der „Occupy“-Bewegung beteiligen wollen. In den sehenswerten Videos im Netz tragen die Teilnehmer vieler Demonstrationen der „Occupy“-Bewegung ganz offen ihre (links-)totalitäre Sichtweise der Welt zur Schau. Gleichsam wollen die Initiatoren der Bewegung anonym bleiben, was verdächtig genug ist. Linke und Linksextreme geben sich bei den Versammlungen die Klinke in die Hand. Besonders verräterisch wird es aber, wenn man sich das Medienecho zur „Occupy“-Bewegung ansieht: Während die Bewegung von den Medien – auch im deutschsprachigen Raum – hofiert wird, hört man in denselben Medien nichts über Anti-Euro- und Anti-EU-Demos.
Diese Demos werden genauso ignoriert wie die Ron Paul-Bewegung in Amerika, weil diese Proteste sich gegen das eigentliche Problem richten: das Zentralbanksystem, das Kartell der Großbanken und der Spekulanten. Die Bankster haben soviel Angst vor der Abschaffung dieses Kartells, daß sie sich ihre eigene Opposition in Gestalt der „Occupy“-Bewegung gezüchtet haben. Eine Ebene darüber reiben sich jene schon die Hände, deren Motto „Ordnung aus dem Chaos“ ist. Sie hoffen, daß es möglichst viele, außerparlamentarische Proteste gebe, um den Staat weiter auszubauen, eine europäische Superregierung einzusetzen und die letzten Freiheitsrechte abzuschaffen.
Alles in allem ist die „Occupy“-Bewegung eine äußerst staatsfixierte und vor allem wirtschaftlich und politisch ungebildete Veranstaltung, die mit „nützlichen Idioten“ den Interessen der Globalisten zuarbeitet. Eine Bewegung der „99 Prozent“ zu sein, schreibt sich die „Occupy“-Bewegung zudem gerne auf die Fahnen. Die Realität vor allem im deutschsprachigen Raum sieht anders aus: In Berlin waren es beispielsweise am 15.10.2011 – dem Tag, für den die globale „Revolution“ angesetzt war – gerade einmal zwischen 5.000 und 10.000 Menschen, die sich ganz in der Tradition der deutschen Protestmentalität subversiv ihre Isomatten und Zelte von der Polizei wegnehmen ließen. Nun zeltet die bundesdeutsche Revolution auf dem Gelände der Parochialkirche in Berlin-Mitte, weil dies der Ort ist, an dem man ihr großzügig erlaubt hat, die Zelte aufzuschlagen. Man fühlt sich unweigerlich an Lenins berühmten Ausspruch erinnert: „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ Jan Ackermeier