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Ausstieg aus dem Euro

Prof. Dr. Gerald Mann

Prof. Dr. Gerald Mann

Die finanzstärksten Mitglieder sollen gehen

Daß das Projekt des Euro zu scheitern droht, in Wahrheit in seiner ursprünglichen Form eigentlich schon gescheitert ist, dürfte mittlerweile jedem bewußt sein, der sich auch unbequemen Tatsachen stellt.

Doch was soll nun getan werden? Während die Spitzen der Politik noch zwischen dem nichtendenwollenden Nachwerfen frischen Geldes in die griechischen Wirtschaftsabgründe, dem Erlaß eines Teils der griechischen Schulden nach dem Motto „lieber Arm ab als arm dran“ und dem Rauswurf Griechenlands und in Folge auch Portugals, Irlands und anderer (nahezu bis völlig) bankrotter Staaten schwanken, hat der Ökonom der Hochschule für Ökonomie und Management in München (FOM), Prof. Dr. Gerald Mann, eine Alternative aufgezeigt, die naturgemäß zu großem Schreien und Wehklagen in den Reihen des wirtschaftlichen Establishments geführt hat: den Ausstieg Deutschlands und anderer wirtschaftlich starker Staaten aus dem Euroraum und die Gründung einer neuen Gemeinschaftswährung!

Europäische Mark

Was auf den ersten Blick widersprüchlich, ja unlogisch erscheint, nämlich das Ausscheiden der finanzstärksten Mitglieder eines Währungsverbandes, ist bei näherer Betrachtung mehr als eine bloße Überlegung wert; laut Mann wäre die logische Folge dieser Vorgehensweise, daß der Euro abgewertet würde. Da aber ein Großteil der Verbindlichkeiten der in Not geratenen Staaten in Euro bestünde, hätte dies positive Auswirkungen. „Die schwächeren Euroländer erhalten so die Abwertung und die währungspolitische Flexibilität, die sie zur Rückgewinnung ihrer Wettbewerbsfähigkeit benötigen. Urlaub in Griechenland und Portugal wird wieder preiswert und zwar ohne nominale Lohnkürzung“, erklärte Mann die von ihm erwarteten Vorteile eines solchen Vorgehens. „Diese neue Währung, nennen wir sie „Europäische Mark“ würde gegenüber dem Euro aufwerten. Die Exporte aus den „Mark-Ländern“ in die verbliebenen Euroländer würden zwar zunächst sinken, weil wir schlechtem Geld nicht weiter gutes hinterherwerfen, um unsere eigenen Exporte wie bisher zu finanzieren. Doch nach ihrer Genesung würden diese Länder wieder verstärkt Waren nachfragen, aber eben auf einer ökonomisch gesunden Basis und nicht kreditfinanziert.”, so Mann.

Während bei einem (erzwungenen?) Ausscheiden beispielsweise Griechenlands die dortige Bevölkerung die Banken geradezu stürmen würde, um ihre noch vorhandenen Ersparnisse abzuziehen und möglichenfalls in Fremdwährung umzutauschen, was die Schuldenspirale weiter beschleunigen würde, sei in den stabilen Staaten wie beispielsweise Finnland, den Niederlanden, (noch) Österreich und einigen weiteren Staaten sowie eben Deutschland, das Vertrauen der Bevölkerung in die eigene Wirtschaftsleistung stark genug, um diese Folgen nicht befürchten zu müssen. Selbstverständlich wäre auch das ein einschneidender Eingriff, den alle Bürger spüren würden, doch wären die Folgen seiner Einschätzung nach auf jeden Fall geringer, als wenn wie bisher weiter verfahren würde (Prof. Mann bezeichnete diese Vorgehensweise als „Konkursverschleppung“). Mann schätzt, daß die volkswirtschaftlichen Kosten bei etwa zwei bis drei Prozent eines Jahres-BIPs, verteilt auf mehrere Jahre,  liegen würden. „Im Gegensatz zu schwachen Ländern, welche den Euro verlassen und deswegen einen Schuldenschnitt machen müssen, können wirtschaftlich starke Länder ihre Schulden ja in Euro stehen lassen. Weil die neue Währung dann gegenüber dem Euro aufwertet, reduziert sich die Schuldenlast relativ zum BIP“.

Stabile Währungspolitik

Zudem böte dieses Szenario den finanzstarken Staaten die Möglichkeit der Rückkehr zu einer stabilen Währungspolitik, von der die Europäische Zentralbank (EZB) seiner Ansicht nach durch den Ankauf griechischer Staatsanleihen bereits endgültig abgerückt sei.

Mann gesteht seinen Kritikern zu, daß sein Vorschlag aus rechtlicher Sicht anfechtbar sei, doch sei immerhin auch der Beitritt Griechenlands zur Währungsunion aufgrund falscher Angaben und Zahlenmanipulation erfolgt. Die wirtschaftspolitische Vernunft müsse sich doch irgendwann der „europapolitisch korrekten Realitätsverweigerung“ gegenüber durchsetzen, so Mann abschließend. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Alois Pressler

 

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