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Achtung Sprachpolizei!

Eckart Handbuch-Gendermainstream-gr.Bild 1Von Ernst Brandl

Die Entfremdung von der Heimat beginnt bei der Veränderung der Sprache

 Journalisten arbeiten jeden Tag mit ihrem Handwerkszeug, der Sprache. Berichte sollten möglichst wertfrei, korrekt und präzise die Sachverhalte wiedergeben. Ebenso „korrekt“ soll heutzutage auch die Sprache selbst sein. Man glaubt es kaum – mittlerweile gibt es für die Mediengestalter auch schon Formulierungshilfen für die korrekte sprachliche Berichterstattung.

Die USA sind das Mutterland der Diskussion über die politische Korrektheit der Sprache. Die Bewegung kam in den 80er Jahren auf. Anhänger befürworten eine kritische Auseinandersetzung mit „sensiblen“ Begriffen: Sprache dürfe keinen Menschen auf Grund seiner Hautfarbe, seines Geschlechts oder seiner Religionszugehörigkeit diskriminieren. Wenn Begrifflichkeiten abwerten oder verletzen, dann sollten sie im Sinne einer politischen Korrektheit geändert werden.

Ein Beispiel: Die öffentliche Debatte zur Frage, ob der Ausdruck „Neger“ noch in Kinderbücher gehöre, ist ja ein immerwiederkehrendes Thema für die Kulturseiten anspruchsvoller Zeitungen. Zur Entstehungszeit von heute noch beliebten Klassikern wie „Die kleine Hexe“ (1957) wurde dieser Begriff von der Mehrheit als nicht diskriminierend eingeschätzt, heute wird das vielfach anders gesehen. Unsere Gesellschaft hat sich verändert, sie ist „bunter“ geworden. Das sollte sich, so meinen viele Medienmacher, auch in der Berichterstattung wiederfinden – und somit hat die politisch korrekte Sprache Einzug in den Alltag unserer Medien gefunden.

Noch ein Beispiel, etwas aktueller als „Neger“: Früher wurden Muslime auch als „Mohammedaner“ bezeichnet. Mohammedaner wird man doch noch sagen dürfen! Oder schreiben! Oder? Wer in das im Oktober 2015 erschienene Glossar der der „Neuen deutschen Medienmacher“ (NdM) blickt, wird bald feststellen: nicht wirklich! Heute ist der Begriff nämlich abwertend, erläutert das Glossar. Dieses vielseitige Nachschlagewerk – ein Leitfaden für diskriminierungsfreien Journalismus – umfaßt eine lange Liste mit politisch erwünschten Begriffen zu den Themen Islam, Migration, Asyl und Kriminalität und stellt „Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland Deutschland“ zur Verfügung,wie es im Untertitel auch erhellend heißt.

Ein bisserl haarspalterisch wird die „Formulierungshilfe“ schon, wenn die Experten ernsthaft vorschlagen, man solle die unpolitischen „Salafiten“ von den gewaltbereiteren „Salafisten“ unterscheiden und die militanten Salafisten unter „Islamisten“ subsumieren. Wie soll sich künftig da der maximal korrekte Medienmensch den „Menschen da draußen“ verständlich machen, die partout reden, wie der Schnabel ihnen gewachsen ist? Werden Journalisten damit nicht endgültig zu Volkspädagogen und Zensuristen, als die sie sich mitunter ohnehin gerne sehen? Wie soll da das offene, freie Wort gedeihen?

Aber auch in Wien gibt’s Sprachpolizisten. Die Stadt Wien hat sogar ein eigenes Dezernat für Gender Mainstreaming, das die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache vorschreibt und kontrolliert. Wie Medien berichteten, hat diese Dienststelle nicht nur ein Handbuch „Gender Mainstreaming leicht gemacht“ herausgegeben, sondern sogar ein Textausbesserungsprogramm entwickeln lassen, das nicht geschlechtergerechte Begriffe automatisch durch politisch korrekte ersetzt.

Mit einem sogenannten Add-in (sprich „ädd in“) für das Microsoft Word-Anwenderprogramm können automatisch Begriffe „gegendert“ werden. Insgesamt lassen sich mit der Anwendung 310 Begriffe automatisch „korrekt“ ausdrücken: „Gästeparkplatz“ statt Besucherparkplatz, „Feuerwehrleute“ statt Feuerwehrmänner oder „Olympiateam“ statt Olympiamannschaft. Weitere Tipps der amtlichen „SprachpolizistInnen“: „Bitte achten Sie bei unpersönlichen Fürwörtern wie jemand, jeder, keiner, niemand darauf, daß auch diese Hinweise auf das Geschlecht der handelnden Personen geben“. Statt: „Jeder legt Wert darauf … “ besser: „Alle legen Wert darauf …“ Und statt: „Man wundert sich …“,besser: „Viele wundern sich …“ Da wundern sich wohl alle, oder?

Besonders bizarr: Die Anwendung verwandelt sogar den Begriff Muttersprache automatisch in „Erstsprache“. Was das mit Steuermitteln erdachte Handbuch wirklich mit der Gleichstellung von Mann und Frau zu tun hat, bleibt für „Otto Normalverbraucher“ freilich verschleiert.

Zum hier Gesagten eine Sprachspitze zum Schluß: Durch die politisch korrekte Stigmatisierung des Wortes „Neger“ wird die deutsche Sprache um folgendes Palindrom ärmer: „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie“. Dieser Satz läßt sich auch rückwärts lesen – freilich nur von Lesern, die auf politisch korrekte Begriffe keinen Wert legen.

 

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