Poet und Politiker
Dr. Fritz Stüber kämpfte für den deutschen Charakter seiner Heimat
Es gibt Politiker, derer man nur selten gedenkt und die zeit ihres Wirkens durch ihre Überzeugungen so unbequem waren, daß sie vielen angepaßten und stromlinienförmigen Zeitgenossen ein Dorn im Auge waren. Zu diesen Politikern gehört auch der am 18. März 1903 geborene Fritz Stüber. Darüber hinaus war Stüber auch ein überaus produktiver Dichter und Lyriker, dessen Schaffen aber heute – wegen seiner politischen Einstellung und der Aussage seiner Werke – kaum noch Beachtung findet.
Aus einem deutschnationalen und burschenschaftlichen Elternhause stammend studierte Stüber in seiner Heimatstadt Wien Rechtswissenschaften und promovierte im Jahre 1929. Während seiner Studentenzeit war er aktiv bei der Wiener akademischen Burschenschaft Vandalia und erhielt zusätzlich später das Band der Burschenschaft Gothia. Schon als Schüler war Stüber bei der pennalen Burschenschaft Alania und durch Fusion bei der Wiener pennalen Burschenschaft Franco Cherusker korporiert.
Nach dem Gerichtsdienst als Rechtsanwaltsanwärter bis 1931 war er bei den Bezirkssteuerbehörden Baden und Bruck an der Leitha sowie bei der Finanzlandesdirektion Wien beschäftigt. Nach dem Anschluß 1938 verließ er den von ihm ungeliebten Staatsdienst und wurde Schriftleiter bei der Tageszeitung „Neues Wiener Tagblatt“. Aus dieser Zeit stammen auch seine Gedichte und Artikel, die man ihm später auf der politischen Bühne immer wieder vorwerfen sollte. Vor allem die Bezeichnung „wehrhafter Wiener“ wurde für Stüber vom politischen Gegner gerne und häufig gebraucht, da er noch gegen Ende des Krieges die Wiener Bevölkerung zum Widerstand gegen die Kriegsgegner aufgerufen hatte.
Wegen seiner Artikel und Gedichte mußte sich Stüber im Jahre 1949 einem Gerichtsverfahren stellen, wurde aber vom Volksgericht freigesprochen. Ihm kam vor allem zugute, daß er zwischen 1933 und 1945 kein NSDAP-Mitglied war. Eine enge Freundschaft mit dem ehemaligen Reichsratsabgeordneten Anton Schalk (gest. 1948), einem der letzten Getreuen Georg Ritter von Schönerers, und die eigenen Aussagen Stübers, sich als in der Tradition der Schönerianer stehend zu sehen, brachten Fritz Stüber immer wieder den Ruf eines „querulierenden Rechtsaußen“ ein. Übersehen wird bei dieser Charakterisierung allerdings, daß Stüber über ein ausgesprochenes politisches Talent verfügte, ein gefürchteter Redner war und keine Berührungsängste mit der SPÖ hatte.
So gehörte er 1949 zusammen mit einigen anderen prominenten Vertretern des deutschnationalen Lagers wie etwa Leopold Stocker oder Karl Hartleb, aber auch mit ausgewiesenen Gegnern des NS-Staates, wie etwa Viktor Reimann oder Herbert Kraus zu den Gründern des „Verbandes der Unabhängigen“ (VdU). Diese, als Vorläuferpartei der heutigen FPÖ gezählte Partei, setzte sich vor allem für die Aufhebung der politischen Diskriminierung und Entrechtung ehemaliger NS-Parteigenossen und für eine konsequente Opposition gegen den Schwarz-Roten Proporz ein. Obwohl es im damals besetzten Österreich vor allem in der sowjetischen Besatzungszone bis zuletzt fraglich war, ob der VdU als Wahlpartei antreten durfte, gelang der neuen vierten Partei – nach der SPÖ, ÖVP und der KPÖ – beim ersten Antreten 1949 ein großer Wahlerfolg und mit 11,7 Prozent der Stimmen der Einzug in den Nationalrat.
Auch Fritz Stüber zog über die Wiener Landesliste in den Nationalrat ein und war vor allem mit seiner Erfahrung als Finanzbeamter für die Budgetkritik und für die Aufdeckung von Korruptionsfällen beim politischen Gegner gefürchtet. Schnell wurde jedoch klar, daß Stüber mit seiner persönlichen Art und seiner Offenheit nicht in das Getriebe einer politischen Partei paßte. Nach langen parteiinternen Intrigen der Parteispitze wurde Stüber 1953 aus dem VdU in einem Schauprozeß ausgeschlossen und verblieb bis zur Neuwahl des Nationalrates 1956 als „wilder Abgeordneter“ im Parlament. In dieser Funktion war er auch der einzige Abgeordnete, der sich zur Abstimmung über den Staatsvertrag aus dem Saal entfernte, da er der Meinung war, mit diesem Schritt würde die Trennung der Deutschen in Österreich und die restlichen Teile Deutschlands vertieft.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Nationalrat wurde Stüber bis zu seinem Tode am 31. Juli 1978 Schriftleiter des „Eckartboten“ und widmete sich in dieser Funktion vor allem wieder seinem dichterischen Wirken. Dr. Fritz Stüber war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Vertreter der politischen Rechten in Österreich und hinterließ ein umfangreiches dichterisches Werk. Jan Ackermeier