„In Deinem Lager ist Österreich“
Vor 250 Jahren wurde Josef Wenzel Radetzky von Radetz geboren
Von Ernst Brandl
Feldmarschall Josef Graf Radetzky wurde am 2. November 1766 in Böhmen (im heutigen Tschechien) geboren und diente unglaubliche sieben Dekaden lang in der k.u.k.-Armee. Radetzky kann neben Prinz Eugen wohl zu den populärsten Feldherren Österreichs gezählt werden. Zu dem von Johann Strauss Vater so meisterhaft komponierten und nach dem Feldmarschall benannten „Radetzkymarsch“ (1848) klatscht heute noch am Neujahrstag die musikbegeisterte Welt freudig mit.
Radetzky war unter fünf Kaisern fast dreiundsiebzig Jahre lang Soldat gewesen. Als Berufsoffizier hatte er noch unter Feldmarschall Gideon Ernst von Loudon († 14. Juli 1790) den letzten Türkenkrieg (1788/89) mitgemacht und gegen die französischen Revolutionsheere in den österreichischen Niederlanden und am Rhein gekämpft. Er „spezialisierte“ sich später auf die Lombardei, wo er sich das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens erwarb. Er wirkte entscheidend an der Niederringung Napoleons und der Vorbereitung der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) mit und diente jahrelang in verschiedenen hohen militärischen Funktionen und in vielen Garnisonen.
Radetzky war auch der erste Feldherr, der die Eisenbahn für Truppentransporte einsetzte. Seine Glanzzeit waren die siegreichen Schlachten von Custozza (25. Juli 1848), Novara und anderen norditalienischen Orten, in welchen er die nationale italienische Revolution von 1848/49 niederschlug. Dieser erfolgreiche Feldzug machte ihn schon zu Lebzeiten zur Legende. Kein Wunder, daß ihm auch ein musikalisches Denkmal gesetzt wurde. Der von Johann Strauss Vater komponierte schwungvolle Radetzkymarsch, mit dem alljährlich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu Ende geht, zeugt davon. Ob die Claqueure im „Großen Musikvereinssaal“ wissen, daß sie damit auch einen siegreichen Helden abfeiern, der eine Revolution ebenso blutig wie glücklich militärisch niedergeschlagen hat?
Insgesamt erhielt Radetzky 146 in- und ausländische Orden, darunter das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens (1799 für sein Verhalten in der Schlacht bei Novi), das Großkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens (für seinen Sieg bei der Schlacht bei Custozza 1848) und 1849 den Orden vom Goldenen Vlies (für seinen Sieg in der Schlacht bei Novara). Radetzky wurde von vielen patriotisch-monarchistisch gesinnten Österreichern sehr verehrt. Franz Grillparzer verfaßte ihm zu Ehren die Ode mit den berühmten Zeilen: „Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich! Nicht bloß um des Ruhmes Schimmer,. In deinem Lager ist Österreich, Wir andern sind einzelne Trümmer.“ So ruhmreich seine militärischen Erfolge, so überzogen auch seine Fronten zu Hause bei Familie und Kindern. Seit 1798 war er mit Franziska, Gräfin Strassoldo-Grafenberg verheiratet gewesen, die 1854 starb. Aus dieser Ehe gingen fünf Söhne und drei Töchter hervor, wovon jedoch nur ein Sohn und eine Tochter (verheiratete Gräfin Wenkheim) den Vater überlebten. Aufgrund seiner Freigiebigkeit, seiner großen Familie und „der Verschwendungssucht seiner Ehefrau“, wie es in der Literatur über Radetzky beschönigend heißt, befand sich Radetzky Zeit seines Lebens in finanzieller Bedrängnis.
Am 17. Dezember 1856 schrieb Radetzky von Verona aus sein Abschiedsgesuch an Kaiser Franz Joseph: „Euer Majestaet, die Gesetze der Natur zwingen mich nach 72 Dienstjahren und 90 Lebensjahren Euer Majestaet um die Allergnaedigste Enthebung von meinem Dienstposten Allerunterthänigst zu bitten. Geruhen Euer Majestaet mir diese Enthebung mit jener Allerhöchsten Huld und Gnade zu gewähren, mit welcher Allerhöchst dieselben mich schon so vielfach überschütteten und gestatten mir Euer Majestaet bei diesem Anlaße Allerhöchst Der Huld und kaiserliches Wohlwollen […] Mein Greisen Alter hat zwar meine Thätigkeit gelähmt, aber bis zum letzten Athemzuge werde ich des Allmächtigen Segen für das erhabene Hauß und den herrlichen Thron Meines geliebten Monarchen erflehen, der ich in tiefster Demut ersterbe.“ Der Kaiser ließ sich etwas Zeit: Erst im Februar 1857, im Alter von 90 Jahren, erfolgte die „allergnaedigste“ Versetzung in den Ruhestand.
„Vater Radetzky“ starb am 5. Januar 1858 an einer Lungenentzündung in Mailand. Nach der Überführung nach Wien wurde er im Arsenal aufgebahrt. Von dort wurde er in einem Kondukt, den Kaiser Franz Joseph persönlich kommandierte, zur Einsegnung in den Stephansdom gebracht. Eigentlich hätte er auf Wunsch des Kaisers in der Kapuzinergruft beigesetzt werden sollen, aber Radetzky hatte seine irdischen Überreste und das Recht, ihn zu begraben, seinem engen Freund, dem Heereslieferanten Joseph Gottfried Pargfrieder vermacht, welcher auch über Jahrzehnte Radetzkys Schulden beglichen hatte.
Am 19. Jänner 1858 wurde Feldmarschall Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz im Beisein des Kaisers am „Heldenberg“ in Niederösterreich beigesetzt. Pargfrieder hatte eigens in seinem Schloßpark bei Kleinwetzdorf ab 1848 eine Gedenkstätte – ein mit Kriegerstatuen übersätes Freilichtpantheon, eben einen Heldenberg – errichtet. Radetzky liegt dort in einer Gruft unter einem monumentalen Obelisken begraben. Fiducit!
Netz- und Ausflugstipp: http://www.heldenberg.at