Deutsche Weltallianz warnt vor Diskriminierung im Sprachgebrauch
Wassertheurer: „Deutsche Volksgruppenangehörige sind keine Deutschsprachigen“
Für die Angehörigen der deutschen Volksgruppen in Tschechien, Polen, Kroatien, Rumänien, Ungarn, Serbien oder Slowenien existieren heute eine Reihe unterschiedlicher Bezeichnungen. 1945 bezeichnete etwa Karl Renner die Sudetendeutschen als „deutschsprachige Tschechen“, obwohl er selbst Sudetendeutscher war und als österreichischer Staatskanzler und Bundespräsident das Schicksal seiner deutschen Landsleute in Böhmen und Mähren gut kannte. „Diese Unart setzt sich leider bis heute fort“, kritisiert DWA-Präsident Peter Wassertheurer. Es fällt nämlich auf, dass die Deutschen in den Ländern Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa in den Medien immer mit dem Attribut „deutschsprachig“ beschrieben oder überhaupt als die „Deutschsprachigen“ bezeichnet werden.
Neuerdings stößt man auch auf sprachliche Fehlkonstruktionen wie etwa „deutschsprachige Altösterreicher“, was vor allem aus historischer Sicht zu Missverständnissen führt, weil etwa die damalige tschechische und magyarische Intelligenz in Böhmen oder in Ungarn „deutschsprachig“ war und als ehemalige Bürger der Habsburgermonarchie ebenfalls als „Altösterreicher“ bezeichnet werden können.
Wer also sind die „deutschsprachigen Altösterreicher“? Und warum spricht man nicht einfach von den Deutschen? In Kärnten spricht man ja auch von den Slowenen oder von einer slowenischen Minderheit, um ihre ethnische und kulturelle Identität zu unterstreichen. Mit derselben Selbstverständlichkeit redet und schreibt man heute über die Kroaten in Burgenland, über die Sorben in Deutschland oder die Ungarn in Slowenien. Warum greift man ausgerechnet bei den deutschen Volksgruppen auf irgendwelche gekünstelten Hilfskonstruktionen zurück?
„Abschließend möchte ich vor dieser Entwicklung warnen, weil sie die betroffene Volksgruppe diskriminiert. Zudem sollte man beachten, dass etwa die Donauschwaben, die Sudetendeutschen oder die Deutschen in Ungarn als Deutsche vertriebenen wurden, weil sie dort bis 1945 als das galten, was sie waren, nämlich Deutsche. Und selbst heute wird in Tschechien oder in Ungarn von einer deutschen Minderheit oder deutschen Volksgruppe gesprochen. Es ist daher grotesk, dass man in Wien von deutschsprachigen Altösterreichern spricht, wenn man Angehörige von deutschen Volksgruppen meint“, erklärt Wassertheurer